Droht wirklich Stagflation?

Der Motor läuft nicht rund

Das Wachstum ist durch Lieferkettenprobleme, den Ukraine-Krieg und die Null-Covid-Politik in China deutlich ins Stottern geraten. Die Verknappung auf der Angebotsseite (Rohstoffe, Vorprodukte, Agrarrohstoffe) und eine robuste Nachfrage haben die Inflationsraten stärker steigen lassen als prognostiziert.

Notenbanken mit dem Rücken zur Wand

Die FED und auch die EZB haben ihr Pulver bereits in der Corona-Pandemie verschossen und so müssen sie nun auf die Inflationsraten - deutlich über der Fünf-Prozent-Hürde - reagieren. Beide werden, in USA mehr als in Europa, die Zinsen im laufenden Jahr anheben. Die FED hat aber kürzlich bereits eine Überprüfung Ihrer Politik im Sommer angekündigt.

China in komfortabler Position

Die chinesische Zentralbank steht deutlich besser da. Während der Covid-Pandemie war weniger staatlicher und geldpolitischer Stimulus notwendig, so dass nun genug Spielraum für Stützungsmaßnahmen gegeben ist. Neben Zinssenkungen wurde dieser Tage durch die staatlichen Banken eine Kreditlinie in Höhe von 120 Mrd. USD für Infrastrukturprojekte eingerichtet, um die schwächelnde Wirtschaft anzukurbeln.

Ende der Globalisierung erreicht?

Der Konflikt in der Ukraine verdeutlicht leider, dass die Welt sich in Machtblöcke aufteilt. Dies wird auch im Welthandel erkennbar Spuren hinterlassen. Mit der hohen Exportquote ist die deutsche Wirtschaft hiervon besonders betroffen. Eine Neuorientierung tut not. Internationale Lieferketten haben sich bereits in der Pandemie als Problem herausgestellt. Die Abhängigkeit von Rohstoff-Importen bekommen wir derzeit besonders schmerzlich zu spüren. Allerdings sind die starken Verflechtungen der Volkswirtschaften der letzten 20 Jahre nicht so einfach zurückzudrehen. Eine Deglobalisierung wird es alleine aus Wohlstandsüberlegungen nicht geben.

Konjunktur gebremst, aber robust

Die Einkaufsmanagerindices aus den USA und auch der deutsche ifo Geschäftsklimaindex verdeutlichen es: Von einer Rezession sind wir weit entfernt. Eine zusätzliche Belebung der Wirtschaft – beispielsweise aufgrund einer Verbesserung der Stimmung bei Unternehmen und Verbrauchern, die schlechter nicht sein könnte – könnte bereits in der zweiten Jahreshälfte einsetzen.

Fazit

Die Inflation wird uns noch eine Weile begleiten – ein exorbitanter Ausbruch der Raten Richtung zweistellig ist eher unwahrscheinlich. Die Zinspolitik fährt derzeit auf Sicht. Die Korrektur am Aktienmarkt könnte deshalb etwas zu heftig ausgefallen sein. In diesem Umfeld spricht einiges dafür, dass am Ende des Jahres die Anlageklasse Aktien wieder mit einem respektablen Ergebnis abschließen wird.