Können uns die Notenbanken retten?

FED startet durch

Die US-Notenbank macht Ernst und hat vor drei Wochen den größten Zinsschritt - + 0,75 % - seit Mitte der 90er-Jahre verkündet. Auch die Kommunikation im Anschluss – die Inflationsbekämpfung sei das Ziel Nummer eins – hat die Aktienmärkte deutlich nach unten abdrehen lassen, da die Marktteilnehmer befürchten, dass eine zu rigide Notenbankpolitik der Konjunktur schaden könnte.

EZB unter Druck

Die EZB hat nun auch die Zinswende für den Juli-Termin in Aussicht gestellt. Der Spread-Thematik möchte sie mit einem Anti-Fragmentierungs-Tool Herr werden. Wird es den Notenbanken gelingen, die Preissteigerung zu mindern ohne die Wirtschaft in eine Rezession zu schicken? Ich glaube: Ja, wenn sie rechtzeitig ein mögliches Ende ihrer Aktionen signalisieren.

Hoffnungsschimmer am Horizont

Die Wirtschaftsentwicklung zeigt sich weiterhin robust. Die Lieferketten könnten sich dank steigender chinesischer Exporte langsam einpendeln. Und der Pessimismus der Anleger hat eine neue Höchstmarke erreicht. Dies hat in der Vergangenheit schon oft einen Wendepunkt am Aktienmarkt eingeläutet.

Regierungen gefordert

Im Laufe des Sommers könnte sich zudem die Erkenntnis durchsetzen, dass die Zinsschraube nicht das beste oder einzige Heilmittel gegen eine angebotsinduzierte Inflation sein kann. Gezielte Entlastungen der Verbraucher wären eher geeignet den Preisdruck zu senken – vor allem weil die Inflation nur vorübergehend im Bereich jenseits der fünf Prozent bleiben wird. Das 9-Euro-Ticket und der Tankrabatt haben bereits gezeigt, dass die zuletzt gemeldete deutsche Inflationsrate unter den bisherigen Höchstständen blieb. In den USA wird mit der Abschaffung von unter Trump eingeführten Zöllen gegenüber China ebenfalls Kostendruck reduziert.

Ist die Energieversorgung sicher?

Trotzdem: Die Probleme, die derzeit auf der Anlegerlaune lasten, sind vielschichtig. Klima, Energieverknappung, Sicherheit und Lieferketten. Wladimir Putin droht mit dem Zudrehen des Gashahns. Nach der geplanten Wartung der Gaspipeline in den nächsten Wochen werden wir sehen, wie es mit der europäischen Gasversorgung weitergeht. Es ist zu vermuten, dass der russische Präsident eher auf eine längere Phase der Verunsicherung und Drohung, bis in den Winter hinein, setzen wird.

Fazit

Sollten sich in den nächsten Wochen Lösungen in den genannten Problemfeldern abzeichnen – wovon über kurz oder lang auszugehen ist – dürfte sich die grauen Wolken am Aktienmarkt lichten und die Sonne wieder durchscheinen.