Startet jetzt die Jahresendrallye?

Inflationsraten auf dem Radar

Keine Kennzahl wird derzeit so intensiv beobachtet wie die US-Inflationsrate. Nach der Enttäuschung im August - der Ausreißer kam von den Wohnkosten - wurde in den letzten Tagen die deutsche Rate für den September veröffentlicht. Der deutliche Anstieg in den zweistelligen Bereich überrascht nicht, da die August-Zahlen noch vom Tankrabatt und dem 9-EURO-Ticket profitierten, beide Maßnahmen wurden nicht verlängert.

Deutliches Unterstützungspaket

Die deutsche Regierung hat vergangene Woche mit einem weiteren Hilfspaket in Höhe von 200 Mrd. EUR ein deutliches Zeichen gesetzt, um die drohenden Schwierigkeiten in der Heizperiode abzumildern. Dies dürfte trotz aller Unsicherheit einen großen Teil der Rezessionssorgen vertreiben. Mit sehr expansiven Fiskalmaßnahmen hatte zuletzt auch Großbritannien überrascht. Dabei geriet der Rechtsruck bei der italienischen Wahl in den Hintergrund. Wirtschaftlich und auch für die Finanzierung des Landes stellt die neue Regierung jedoch - auch im Hinblick auf den Zusammenhalt der EU - kein großes Risiko dar.

Weitere Konjunkturentwicklung entscheidend

Bisher ist an der Entwicklung des Arbeitsmarktes und an den Unternehmenszahlen eine Rezession nicht abzulesen. Die Notenbanken werden die Zinsen m.E. solange erhöhen bis ein konjunktureller Schaden zu befürchten ist. Mit den Unwägbarkeiten, die der Angriffskrieg auf die Ukraine mit sich bringt, ist die weitere Entwicklung jedoch so schwer einzuschätzen wie noch nie. Russland steht mit dem Rücken zur Wand. Die zuletzt verkündete Mobilmachung läuft alles andere als rund. Dies könnte den Krieg unter Umständen schneller zu Ende gehen lassen, als es heute zu vermuten wäre.

Mit dem Gasspeicher über den Winter?

Bei 20 % Einsparung und momentan zu über 90 % gefüllten Speichern dürfte der kommende Winter kein Problem darstellen. Die ersten LNG-Lieferungen nach Deutschland sind – falls keine Verzögerung eintritt – bereits für den Jahreswechsel 2022/23 geplant. Trotzdem stellen die Witterung und die Bereitschaft zum Sparen den Erfolg in Frage.

Fazit

Die Stimmung der Anleger und auch die Bewertung ist auf dem Tiefpunkt angekommen. Eine Abgleiten der Konjunktur in die Rezession ist bereits eingepreist. Positive Überraschungen wie beispielsweise ein Rückgang in der US-Inflationsrate, die in zwei Wochen kommuniziert wird, könnten einen Stimmungswechsel mit einer Rückkehr der Käufer an den Aktienmarkt auslösen.
Viele Anleger, die auf weiter fallende Kurse gesetzt haben, könnten dann auf dem falschen Fuß erwischt werden.