IWF warnt vor zunehmendem Risikoappetit der Investoren

Der IWF hat unlängst seinen jüngsten Finanzstabilitätsbericht veröffentlich. In diesem warnt der Internationale Währungsfonds (IWF) ausdrücklich vor dem zunehmenden Risikoappetit der Investoren infolge der Niedrigzinspolitik der Zentralbanken.

Fehlende Alternativen

Die erhöhten Anlagerisiken in den internationalen Portfolios der institutionellen Investoren sind Folge der fehlenden Anlagealternativen am Kapitalmarkt. Während mittlerweile in den großen Industrieländern ein immenser Anteil der emittierten Staatsanleihen für Investoren negative Renditen abwirft, gewinnen Aktien- und andere Risikoinvestments vergleichsweise an Attraktivität. So scheinen selbst Dividendenrenditen von 2 % noch attraktiv gegenüber den aktuellen Anleiheemissionen. Die drohenden Kursschwankungen werden dabei gerne vergessen.

Günstige Finanzierung

Ein anderer Grund sind die sehr günstigen Finanzierungsbedingungen. So können mit der Aufnahme von Fremdkapital die Eigenkapitalrenditen deutlich gesteigert werden (Leverage). Doch mittlerweile wären laut IWF ca. 40 % der Unternehmensschulden in den USA – in Rahmenbedingungen die nur halb so schlimm wie in der Krise 2008 waren – nicht mehr tragbar. So halten die günstigen Finanzierungskonditionen viele Unternehmen künstlich am Leben (Zombiefirmen).

Umso wichtiger ist es, sich im Rahmen der Kapitalanlage mit den Themen Risikoneigung und Risikotragfähigkeit intensiv auseinanderzusetzen.

Risikoneigung

Die Risikoneigung entspricht der Bereitschaft des Investors, Risiken zu akzeptieren und diese einzugehen. Gut messen lässt sich dies anhand der zu erwartenden Schwankungen von Investitionen (erwartete Volatilität) oder anhand des Maximum Drawdowns (maximal erwarteter Verlust). Sie müssen sich also die Frage stellen: Wieviel Euro darf mein Vermögen zeitweise verlieren, ohne dass ich schlaflose Nächte habe?

Risikotragfähigkeit

Während ein Investor durchaus eine offensive Risikoneigung aufweisen kann, kann die Risikotragfähigkeit ihn dazu zwingen, Anlagerisiken zu vermeiden. Die Risikotragfähigkeit bemisst nämlich, wieviel Risiko der Investor anhand seiner zukünftigen Zahlungsverpflichtungen im schlechtesten Fallen tragen kann. Vorausgesetzt ist in der Regel eine gute Finanz- und Liquiditätsplanung, die am besten mit einem ausgebildeten Finanzplaner (CFP) gemeinsam erstellt wird. Denn Zahlungsverpflichtungen, die im Krisenfall zur Illiquidität führen, können nicht gewünscht sein.

Fazit

Vor jeder Kapitalstrukturierung sollte eine umfassende Analyse der persönlichen Risikosituation und -einschätzung erfolgen. Die erarbeiten Ergebnisse sollten die Richtlinie für zukünftiges Handeln sein und den Rahmen für Investitionen bilden. Dann lassen sich auch die vom IWF publizierten Risiken im Rahmen einer fundierten Gesamtvermögensallokation im Griff halten.